24 Februar 2011

Fremd im Prenzlauer Berg


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Fragen über Fragen und bestimmt keine Antworten:

Was macht eigentlich den Unterschied zwischen Ost- und West-Berliner Boheme aus?

Spannendes Thema, grad wieder aufgewühlt durch die Erinnerung an die Dichter im PrenzlauerBerger Untergrund (Bert Papenfuss und die Prenzlauer Berg Connection, und die „wilden 80´er“ mit Punk und illegalen Party´s) und dem Kreuzberg der Bundeswehr- und später Ostflüchtlinge Sven Regner´s... mit nicht viel Illegalem, aber ebenso wilden Party´s.

Hier spannend die Felder zwischen West-Berliner Musikern und den Ostbands- klar halten wir aus dem Osten uns für viel unverkrampfter und auch ideologisch weniger dogmatisch als die aus dem Westen, aber ist das wahr?

Ist das Tacheles sowas wie das Bethanien im Westen gewesen?

Warum ist Roland Schernikau in den Osten abgehauen, wo er in der West-Boheme doch fester Bestandteil war? Genauso kann man umgekehrt fragen, warum wollten die in der Ost- Boheme berühmten Künstler raus?

Meine Vermutung: fehlende Anerkennung, zumindest nicht von den Richtigen, wollte Schernikau einen authentischen Sozialismus als Schriftsteller suchen, waren die Ostkünstler von den Repressalien der Regierung entnervt.

Der Roman von R-D Precht „Kosmonauten“ beschreibt das Gefühl als Wessi im Ostberlin direkt nach der Mauer anzukommen und den Charme der Stadt als Versteck und Provisorium bis zum Ende zu erleben.

Genau dieses Gefühl- vom Provisorium bis zum Nobelsorium, wenn alles unter dem Po weg gegeben wird -in die Hände der Leute, die bezahlen- haben wir erlebt. Was haben wir gemacht?

Geschimpft, weg gegangen, wiedergekommen, das eigene Leben angefangen und beschlossen nach vorn zu sehen.

Und die Kulissen in unserem Film wandelte sich, wie auf einen Laufbandhintergrund stehen wir nun in einer anderen Stadt und versuchen die Angst zu unterdrücken. Versuchen das komplette Fremdgefühl zu ignorieren und weiterhin zu behaupten, wir sind hier die „Altangestammten“ und gehören hierher, obwohl wir es längst nicht mehr spüren und jede alte Ecke , die geliebt und bekannt war umgebaut ist. Nix Vertrautes mehr da. Und diese Wahrheit wissen wir, aber was können wir machen? Einen fremden Ort neu erobern? Aber das versuchen wir ja auch hier an unserem „alten“ Ort.

Wir versuchen auf keinen Fall „Jammer- Ossi´s“ zu sein, um den Preis des Wegsehens und des Verstellens. Und trotzdem:

Gentrification- Non!!!

Ich bin einfach wenig Worte bei Dienstleistungen gewohnt, aber alle hier wollen nun mehrere Worte hören und ich versuche viel zu lächeln, in der Stadt, in der wir nie außerhalb der Wohnung viel lächeln mussten... Wieviel Fremdheit ist gesund?

JA, wir sind fremd. Aber ich werde es weiter ignorieren, solange es geht.

1 Kommentar:

Stephox hat gesagt…

Hey!Mit etwas Gelassenheit und Humor lässt sich das "Fremdeln" vielleicht besser ertragen. Sieh mal diesen Musik-Beitrag als Antwort auf dein hochpoliertes PB-Imagevideo: http://www.youtube.com/watch?v=_vZmzInfd94 und ja, irgendwie ist es da auch sau cool und schön. Eben weil auch noch tolle verspinnerte Leute da leben!Greetings, stephox