29 April 2012

Wasserturm im Prenzlauer Berg

Wasserturm

Mitten im quirligen Prenzlauer Berg Kiez steht das Wahrzeichen des Kiezes.

Im Jahre 1852 schloss der Berliner Polizeipräsident mit zwei englischen Geschäftsleuten einen Vertrag über die „Versorgung der Stadt mit fließendem Wasser“. 1856 wurde an dieser Stelle zuerst ein offener kreisförmiger Reinwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von etwa 3000 m³ sowie einem Standrohrturm erbaut. Da für die wachsende Bevölkerung immer mehr Wasser benötigt wurde, wurde 1877 die Anlage erweitert: um den Wasserturm mit dem Hochbehälter (heute der Wohnturm) und um ein zweites Wasserbecken mit einem Fassungsvermögen von etwa 7000 m³. Es entstanden der Wasserturm mit einem
Hochreservoir und Wohnungen, Maschinenhäuser und ein zweiter wesentlich
größerer geschlossener Tiefbehälter Großer Wasserspeicher. Der kleine Tiefbehälter Kleiner Wasserspeicher wurde überwölbt.

Somit ist dies der älteste der Berliner Wassertürme. Nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren wurde Wasser aus der Spree bis auf diese höchste Stelle des Arbeiterkiezes hochgepumpt.
Von der Bevölkerung wurde das heute denkmalgeschützte Bauwerk „Dicker Hermann“ genannt und der andere kleine Turm „Langer Eugen“ bzw. „Wasserspargel“.

Die Wohnungen der Maschinenarbeiter lagen direkt unterhalb des Wasserbehälters, damit die Arbeiter stets in räumlicher Nähe zum Wasserturm waren. Auch heute noch sind dies begehrte Wohnungen.
Unterhalb des Wasserbehälters lagen die Wohnungen der Maschinenarbeiter des Wasserturms.

Von März bis Juni 1933 nutzte die SA das Maschinenhaus I als wildes Konzentrationslager gegen die „Marxistische Pest“. Einerseits war der Ort sehr prominent und groß genug, um Platz für Unterbringung und Verhöre zu bieten und sollte die Machtposition und Stärke der SA demonstrieren; andererseits boten die schalldichten weil fensterlosen Mauern Schutz davor, dass durch Folter bedingte Schreie nach außen drangen.

Einerseits lassen sich Quellen finden, die beschreiben, dass Oppositionelle meist nachts verhaftet wurden, um das Lager geheim zu halten. Andererseits wird auch berichtet, dass es öffentlich bekannt war, damit unter den Oppositionellen Angst vor der SA geschürt wurde.
Die örtliche Polizei oder im Zuge des Röhm-Putsches wurde das Lager einige Monate später aufgelöst. In diesem Zuge wurde auch die Maschinenhalle I abgerissen. Seit 1981 gibt es eine Gedenktafel, die an diese dunkle Geschichte erinnern soll, allerdings wurde nur der Widerstandskämpfer gedacht, ohne genauer auf das KZ einzugehen. Später wurde eine weitere ausführlichere Tafel aufgestellt.
Die Namen der umliegenden Strassen z.B. Ryke, Knaack und Szredzki erinnern auch heute noch an die roten Widerstandskämpfer.
1934 wurde das Areal zur öffentlicher Grünanlage umgebaut, verkam aber nach dem Krieg zur Müllhalde und wurde erst 1950 wieder hergerichet. Das Maschinenhaus I wurde in der Umgestaltung abgerissen und auf der Stelle befindet sich heute ein Spielplatz.

Seit den 1990er Jahren wurde der Wohnturm saniert und auf dem großen Wasserspeicher der Treppenturm wiederhergestellt und von den ehemaligen Wasserbehältern wurden die Deckel gedichtet bzw. erneuert. Die Grünanlage wurde seit 2003 in mehreren Bauabschnitten saniert und die Hänge mit über 20.000 Rosen begrünt. Auf der Nordseite wurde der Brunnenplatz wiederhergestellt, den es bereits in der historischen Gestaltung gab.

Das Symbol des Wasserturms wurde auf dem Wappen des Bezirks Prenzlauer Berg von 1920 bis 1987 und auf dem folgenden von 1987 bis 1992 aufgenommen.

Im Sommer finden im großen und kleinen Wasserspeicher Raum- Klanginstallationen statt, die bis 2006 unter dem Titel „Kryptonale“ bekannt waren. Heute organisiert die Singalerie Installationen in dem großen Wasserspeicher, der auch 4 inneren Kreisringen, einem äußeren Kammergang und einem zentralen Treppenhaus besteht. Die Höhe der Kreisringe beträgt ca. 6 Meter.

Am Südosthang des Wasserturmplatzes an der Kolmarer Straße wurden 2005 auf Initiative des Fördervereins „Weingarten Berlin“ i.G. und der Wiener Weingüter Cobenzl und Zahel 50 Rebstöcke gepflanzt. Für den Schauweingarten wurde ein sogenannter Gemischter Satz verwendet, eine Mischung von fünf verschiedenen Rebsorten, die so bereits während der Weinlese vermengt werden und dem Produkt seinen unverwechselbaren frischen Geschmack verleihen.

24 April 2012

Der Dorotheenstädtische Friedhof



Dorotheenstädtischer Friedhof
Jede große Stadt hat einen Platz für ihre berühmten Kinder, so auch Berlin. Sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof begraben zu lassen, ist Zeugnis genug: man hat es in Berlin oder deutschen Landen zu Ansehen gebracht und gehört zur geistigen Elite Deutschlands.
Bitte sehen Sie sich in Ruhe um und achten Sie besonders auf die Vielfalt der Bäume, Hecken und Sträucherarten. Schon das satte Grün inmitten der alten Mauern ist einen Besuch wert.
Der 1762 angelegte Prominentenfriedhof geht auf die Zeit Friedrich II., auch „Friedrich der Große“ genannt, zurück. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fehlte es in Berlin an Platz für Bestattungen und eine generelle Besorgnis herrschte unter den Menschen, das Wohnen in der Nähe von Friedhöfen könne zur Verbreitung von Epidemien führen. Daher stellte Friedrich der Große außerhalb der damaligen Berliner Zollmauer vor dem Oranienburger Tor Gelände zur Verfügung. So entstand auch der angrenzende Französische Friedhof, der 1780 für die Berliner Hugenotten angelegt wurde.
Seinen Namen erhielt der Friedhof von Dorothea von Holstein-Glücksburg, der zweiten Frau des Großen Kurfürsten, Friedrichs Urgroßvater. Sie hatte auch der nahe gelegenen Dorotheenstadt ihren Namen gegeben.
Zahlreiche bedeutende und prominente Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden, unter ihnen die Schriftsteller Heinrich Mann, Johannes R. Becher, Arnold Zweig und Anna Seghers, Bundespräsident Rau, die Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Johann Gottlieb Fichte, der Regisseur Heiner Müller, die Baumeister Friedrich August Stüler und Karl Friedrich Schinkel, der Künstler John Heartfield, der Dramatiker Bertolt Brecht und die Schauspielerin Helene Weigel.
Bei Ihrem Spaziergang über den Friedhof werden Sie unzählige künstlerische Bildbauarbeiten entdecken. Viele der Grabmäler sind von Baumeistern des preußischen Klassizismus geschaffen worden, unter ihnen Schinkel, Schadow, Rauch und Tieck. Auch werden Ihnen eine Reihe gusseiserner Kreuze und Figuren bei Ihrem Rundgang ins Auge fallen. Sie entstammen der „Königlichen Eisengießerei Berlin“, die durch den Aufruf „Gold gab ich für Eisen“ von König Friedrich Wilhelm III. berühmt wurde, als er in einer Sammelaktion für die Bewaffnung der Soldaten gegen Napoleon aufgerufen hatte.
Doch auch die Geschichte hinterließ ihre Spuren in den Mauern an der Chausseestraße. Ein Denkmal in Form eines Steines erinnert an die Widerstandskämpfer, die am missglückten Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt waren und von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Die Grabmäler des Dorotheenstädtischen Friedhofs wurden mit den Jahren zunehmend anspruchsvoller gestaltet. Und so kann man Zweifels ohne behaupten, dass die Tatsache, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof begraben zu sein, zum wachsenden Ruhm des Verstorbenen beiträgt.
Genießen Sie die Ruhe und Atmosphäre an diesem kleinen besonderen Ort inmitten des Großstadttrubels, während sie den Worten und Klängen von Wolf Biermann lauschen...

23 April 2012

Shakespeare

Wenn ich, vom Glück verschmäht und Menschenblicken, Mein ausgestoßnes Dasein still bewein', Und mich betrachtend, fluche den Geschicken, Daß taub der Himmel bleibt bei meinem Schrei'n, Und wünsch', ich wär an Hoffnungen so reich Wie mancher, so befreundet, so geboren, In Kunst, in Freiheit dem und jenem gleich, Am mind'sten froh' bei dem, was ich erkoren: Doch, denk' in solchem Selbstverachtungstraum Von ungefähr ich deiner, jauchzt mein Leben Wie Lerchen, die vom dumpfen Erdenraum Frühjubelnd sich zum Himmelstore heben. So macht Erinnrung an dein Lieben reich, Daß ich's nicht hingäb um ein Königreich.