Wasserturm
Mitten im quirligen Prenzlauer Berg Kiez steht das Wahrzeichen des Kiezes.
Im Jahre 1852 schloss der Berliner Polizeipräsident mit zwei englischen Geschäftsleuten einen Vertrag über die „Versorgung der Stadt mit fließendem Wasser“. 1856 wurde an dieser Stelle zuerst ein offener kreisförmiger Reinwasserbehälter mit einem Fassungsvermögen von etwa 3000 m³ sowie einem Standrohrturm erbaut. Da für die wachsende Bevölkerung immer mehr Wasser benötigt wurde, wurde 1877 die Anlage erweitert: um den Wasserturm mit dem Hochbehälter (heute der Wohnturm) und um ein zweites Wasserbecken mit einem Fassungsvermögen von etwa 7000 m³. Es entstanden der Wasserturm mit einem
Hochreservoir und Wohnungen, Maschinenhäuser und ein zweiter wesentlich
größerer geschlossener Tiefbehälter Großer Wasserspeicher. Der kleine Tiefbehälter Kleiner Wasserspeicher wurde überwölbt.
Somit ist dies der älteste der Berliner Wassertürme. Nach dem Prinzip der kommunizierenden Röhren wurde Wasser aus der Spree bis auf diese höchste Stelle des Arbeiterkiezes hochgepumpt.
Von der Bevölkerung wurde das heute denkmalgeschützte Bauwerk „Dicker Hermann“ genannt und der andere kleine Turm „Langer Eugen“ bzw. „Wasserspargel“.
Die Wohnungen der Maschinenarbeiter lagen direkt unterhalb des Wasserbehälters, damit die Arbeiter stets in räumlicher Nähe zum Wasserturm waren. Auch heute noch sind dies begehrte Wohnungen.
Unterhalb des Wasserbehälters lagen die Wohnungen der Maschinenarbeiter des Wasserturms.
Von März bis Juni 1933 nutzte die SA das Maschinenhaus I als wildes Konzentrationslager gegen die „Marxistische Pest“. Einerseits war der Ort sehr prominent und groß genug, um Platz für Unterbringung und Verhöre zu bieten und sollte die Machtposition und Stärke der SA demonstrieren; andererseits boten die schalldichten weil fensterlosen Mauern Schutz davor, dass durch Folter bedingte Schreie nach außen drangen.
Einerseits lassen sich Quellen finden, die beschreiben, dass Oppositionelle meist nachts verhaftet wurden, um das Lager geheim zu halten. Andererseits wird auch berichtet, dass es öffentlich bekannt war, damit unter den Oppositionellen Angst vor der SA geschürt wurde.
Die örtliche Polizei oder im Zuge des Röhm-Putsches wurde das Lager einige Monate später aufgelöst. In diesem Zuge wurde auch die Maschinenhalle I abgerissen. Seit 1981 gibt es eine Gedenktafel, die an diese dunkle Geschichte erinnern soll, allerdings wurde nur der Widerstandskämpfer gedacht, ohne genauer auf das KZ einzugehen. Später wurde eine weitere ausführlichere Tafel aufgestellt.
Die Namen der umliegenden Strassen z.B. Ryke, Knaack und Szredzki erinnern auch heute noch an die roten Widerstandskämpfer.
1934 wurde das Areal zur öffentlicher Grünanlage umgebaut, verkam aber nach dem Krieg zur Müllhalde und wurde erst 1950 wieder hergerichet. Das Maschinenhaus I wurde in der Umgestaltung abgerissen und auf der Stelle befindet sich heute ein Spielplatz.
Seit den 1990er Jahren wurde der Wohnturm saniert und auf dem großen Wasserspeicher der Treppenturm wiederhergestellt und von den ehemaligen Wasserbehältern wurden die Deckel gedichtet bzw. erneuert. Die Grünanlage wurde seit 2003 in mehreren Bauabschnitten saniert und die Hänge mit über 20.000 Rosen begrünt. Auf der Nordseite wurde der Brunnenplatz wiederhergestellt, den es bereits in der historischen Gestaltung gab.
Das Symbol des Wasserturms wurde auf dem Wappen des Bezirks Prenzlauer Berg von 1920 bis 1987 und auf dem folgenden von 1987 bis 1992 aufgenommen.
Im Sommer finden im großen und kleinen Wasserspeicher Raum- Klanginstallationen statt, die bis 2006 unter dem Titel „Kryptonale“ bekannt waren. Heute organisiert die Singalerie Installationen in dem großen Wasserspeicher, der auch 4 inneren Kreisringen, einem äußeren Kammergang und einem zentralen Treppenhaus besteht. Die Höhe der Kreisringe beträgt ca. 6 Meter.
Am Südosthang des Wasserturmplatzes an der Kolmarer Straße wurden 2005 auf Initiative des Fördervereins „Weingarten Berlin“ i.G. und der Wiener Weingüter Cobenzl und Zahel 50 Rebstöcke gepflanzt. Für den Schauweingarten wurde ein sogenannter Gemischter Satz verwendet, eine Mischung von fünf verschiedenen Rebsorten, die so bereits während der Weinlese vermengt werden und dem Produkt seinen unverwechselbaren frischen Geschmack verleihen.
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